Siebentes Hauptstück - Wunder, mit denen Filomena Kinder begünstigte.


1. Ein achtjähriger Knabe

Rosa de Lucia, eine Base (Schwägerin) des Priesters Francesco, hatte ein achtjähriges Kind, das an einer heftigen Krankheit darnieder lag. Der Knabe starb vor den Augen der Eltern und vieler anderer Personen. Die zärtliche Mutter wollte nicht glauben, ihr Kind sei tot; sie versuchte alles, ihr Kind zu retten; aber sie musste sich endlich überzeugen, es sei wirklich gestorben. Sie nahm nun von der Wand das Bild der heiligen Filomena, legte dasselbe auf den Leichnam, und bat dieselbe unter einem Strome von Tränen und wehe klagend, ihrem Kinde möchte das Leben wieder gegeben werden. Und in demselben Augenblicke erhob sich der Knabe, als ob er aus dem Schlafe erwache, und sprang aus dem Bette. Er war vollkommen gesund.

2. Das stürzende Kind.

Zu Monteforte hatten ein gewisser Lelio Gesualdo und feine Gattin Antonia Valentina, ein einziges Kind, das elf Monate alt war; es hieß Rosa Fortunata. Sie liebten es überaus zärtlich. Eines Tages entschlüpfte dies Kind, man weiß nicht wie, den Armen der Wärterin, und fiel aus dem Fenster auf die Gasse. Die Höhe war bedeutend. Im Fall stieß das Kind mit dem Kopf, an einen Vorsprung, von wo es mehrere Ziegel zerschmetterte. Die Mutter sah das stürzende Kind, und rief von der Höhe des Hauses: »Meine liebe heilige Filomena, dies Kind soll dein (dir) gehören, wenn du es mir rettet!« Der Vater des Kindes befand sich in demselben Augenblicke auf der Gasse, und stieß im Schrecken einen ähnlichen Schrei aus; nun lag das Kind auf der Erde; er lief zu demselben hin, hob es auf, und fand an ihm weder eine Wunde, noch irgend eine Quetschung, noch eine Spur des Falles. Aber das silberne Geschmeide am Halse des Kindes war zerbrochen.

3. Eine kleine Filomena

unter den Wundern der heiligen Filomena findet man insbesondre auch solche, welche sie an Kindern wirkte, denen man bei der heiligen Taufe ihr zu Ehren den Namen Filomena gegeben hatte. Eine kleine Filomena, die kaum fünf Jahre alt war, und deren Eltern Maria Monteforte und Nikolaus Kanoniko hießen, spielte eines Tages beim Kamine; da fiel ihr der Deckel desselben auf den Fuß, und schnitt ihr eine Zehe ab. Das Mädchen schrie; man lief herbei, und legte sie aufs Bett. Der Wundarzt wurde geholt, und wandte die geeigneten Mittel an. Die Nacht brach ein; das Kind konnte nicht schlafen. Aber während alle Leute schliefen, erschien ihr die heilige Filomena und gab ihr Süßigkeiten von Zuckerbackwerk. Beim Weggehen sagte sie zum Kinde: »Meine kleine Filomena sei guten Mutes, und sage deiner Mutter, sie solle nicht weinen; denn ich werde dich heilen. «

So verschwand sie. Das Kind schrie jetzt nach der Mutter; – die Mutter lief sogleich herbei, und bald kamen mehrere Hausgenoffen her zum Kinde. Die kleine Filomena erzählte nun in ihrer Weise, was sie gesehen, und was ihr die Heilige geschenkt und gesagt hatte. Die ganze Familie war voll von Gefühlen des Dankes gegen die Heilige. Des andern Tages in der Frühe konnte das Kind so gut gehen, als vorher; nur die Zehe fehlte ihr noch. Man hoffte, die Heilige werde ihr Werk vollenden; denn das Kind erzählte ihren Eltern, sie sei von der Heiligen noch zweimal besucht worden, und habe von ihr Liebkosungen und Geschenke von Zuckerwerk empfangen. – Zwei Tage vor dem Feste der Heiligen erhielt das Kind die verlorene Zehe. Es war nicht die vorige Zehe; denn diese hatte man auf den Gottesacker (Friedhof) getragen; es war eine neue, und passte dem Füßlein vollkommen an.

4. Das Unglück mit einer Schere

Im Jahr 1830 trug sich Folgendes zu. Thomas Tedesko und Ursula Serio hatten ein Kind, das auch Filomena hieß; diese kleine Filomena war ein wenig älter, als die, von der ich soeben erzählt habe. Am Feste der heiligen Namenspatronin hielt das Kind eine Schere in der Hand, um damit etwas zu schneiden. Aus Ungeschicklichkeit stieß es sich die Schere in das rechte Auge. Fünf Tage hindurch floss Blut und Wasser aus der Wunde. Hierüber war die Familie sehr betrübt. Die armen Leute wandten sich an die heil. Märtyrin, und sagten auf eine sehr unüberlegte Weise, sie wollten das Kind lieber tot, als blind, sehen.

Der Priester Francesko hörte davon, und begab sich zu dieser Familie; er verwies ihnen diese unüberlegte Äußerung, rief das Kind herbei, und sagte zur kleinen Filomena: » Meine liebe Kleine, geh in die Kirche, tauche den Finger in die Lampe der Heiligen, und bestreich mit dem Öl die Wunde. « – Die Kleine tat so. Gegen alle Erwartung der Ärzte, die das Übel für unheilbar hielten, wurde das Auge vollkommen gesund, ja sogar lebhafter und glänzender, als das andere. – Einige Tage nachher begegnete die Kleine einem Vetter, dessen Gesicht von Feuerfunken beschädigt war. Sie riet ihm inständig, auch in die Kirche zu gehen und dort mit dem nämlichen Öl sich die Augen und die Wangen zu bestreichen. Der Knabe folgte ihrer Ermahnung: und am andern Tage beim Erwachen fand er sich vollkommen geheilt; – man sah ihm keine Spur von der Beschädigung mehr an.

5. Das Kleid einer kleinen Filomena

Zu Neapel trug sich im Jahre 1830 Folgendes zu.

Die Mutter eines Kindes, das auch Filomena hieß, hatte die Gewohnheit, abends vor dem Schlafengehen die Kleider ihres Kindes mit den ihrigen auf einen Sessel zu legen. Über dem Sessel hing in der Höhe eine brennende Lampe vor dem Bilde der heiligen Filomena. Einstmals löste sich in der Nacht vom Dochte, wahrscheinlich durch ein starkes Knastern, ein Funke, und fiel auf die Kleider der Mutter und ihrer kleinen Tochter. Erst am Morgen, als man die Kleider nehmen wollte, sah man, dass alles, was der Mutter gehörte, vom Feuer verzehrt war; aber das Kleid der kleinen Filomena war verschont, obwohl es oben lag und von Baumwollzeug war, und somit zum Verbrennen noch geeigneter gewesen wäre, als das Kleid der Mutter. Nur auf einem Ärmel vom Kleide der kleinen Filomena war eine Spur des Brandes in der Breite eines Fingers, und diente umso mehr zum Beweise vom Schutze der heiligen Filomena.
Titel: Die heilige Filomena, Jungfrau und Märtyrerin - die Wunderthäterin des neunzehnten Jahrhunderts